Das Fachgebiet «Low Vision» beinhaltet die Massnahmen zur Nutzung und Optimierung des vorhandenen Sehvermögens. Eine Abklärung der Teilfunktionen des Sehens und die Erfassung der individuellen Sehstrategien der Kinder und Jugendlichen dienen als Grundlage dafür.

Ausgehend davon

  • wird ein individuelles Förderprogramm erstellt;
  • werden benötigte optische oder/und nicht-optische Hilfsmittel angepasst und abgegeben;
  • werden, wenn nötig, weitere Fachpersonen wie Augenärztinnen/Augenärzte, Orthoptistinnen/Orthoptisten oder Optikerinnen/Optiker beigezogen.

Grundsätzlich werden zwei Bereiche in der Low Vision-Arbeit unterschieden:

1) Low Vision-Abklärung
2) Low Vision-Förderung / Low Vision-Training / Hilfsmittel

1) Low Vision-Abklärung

Die Abklärung ermöglicht die funktionale Einschätzung der unterschiedlichen Teilfunktionen des Sehens:

  • Sehschärfe in der Nähe und in der Ferne
  • Kontrastsehen und Kontrastsensibilität
  • Hell-Dunkel-Adaptation
  • Lichtbedarf / Blendempfindlichkeit
  • Farbensehen
  • beidäugiges Sehen
  • Gesichtsfeld
  • Vergrösserungsbedarf
  • besondere Aspekte der visuellen Wahrnehmung wie
    Gesichtererkennung, Formensehen, Wahrnehmung von Bewegungen …

2) Low Vision-Förderung / Low Vision-Training / Hilfsmittel

Bei der Förderung und beim Training spezieller Fertigkeiten geht es um

  • die allgemeine Schulung der visuellen Wahrnehmung:
    • Förderung der vorhandenen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten und Anleitung zu kompensierendem Einsatz anderer Sinnesmodalitäten
  • Anregung zum aktiven Schauen:
    • Strategien zu visuellem Explorieren entwickeln helfen
    • zum Aufbau vielfältigen «Bildvorrates» zu einzelnen Objekten verhelfen
    • zum Umgang mit Medien, insbesondere Lehrmitteln, Sachbüchern anleiten
    • Übungen zum Umgang mit Nachschlagewerken, Plänen, Programmen
  • gezielte, individuell ausgerichtete Förderung des vorhandenen Sehvermögens:
    • Anleitung zum Gliedern und Strukturieren von Lerninhalten
    • effizienter und sparsamer Einsatz des Sehens durch Aufbau und gezielten Einsatz kognitiver Strukturen
    • Gedächtnisschulung
  • ein Lesetraining (Technik und Sinnentnahme)
  • graphomotorische Übungen/Zeichnen («Zeichnen ist Sehen!»)
  • Übungen zu Raum- und Zeiterfassung (Messen, Messgeräte, Masse)

Optische Hilfsmittel (z.B. Lupenbrille, diverse Lupen, Lichtschutzgläser …), elektronische Hilfsmittel (z.B. Bildschirmlesegerät, Computer mit Vergrösserungssystemen und Sprachausgabe …) und nicht-optische und ergonomische Hilfsmittel (z.B. Spezialpult, Leuchten, Grossdruck, spezielle Lineaturen …) können zu einer Verbesserung der Sehleistung beitragen. Die Anpassung, die Abgabe und das Hilfsmitteltraining sind dabei wichtige Elemente der Low Vision-Förderung.