Von den Anfängen der Blindenschule bis heute

Seit 1961 ist die Institution in Zollikofen beheimatet. Es ist die älteste Blindenschule der Schweiz.

1837

Gottlieb Emanuel von Morlot (1788-1844) ist als Kanzleiarchivar und Forstsekretär im bernischen Staatsdienst tätig, bevor er erblindet. Nach seiner Erblindung gründet er 1837 in Bern die erste bernische Blindenanstalt und wird deren Direktionspräsident. International war er als Bienenzüchter angesehen und publizierte dazu.

(Grafik: Online-Archivkatalog der Burgermeinde Bern)

1858

Das erste Heim steht in Bern an der Ecke Speichergasse / heutige Genfergasse und nimmt die Schultätigkeit 1858 auf. Bereits damals setzt sich die Institution das Ziel, die Kinder nicht nur nach Möglichkeit auszubilden und zu fördern, sondern ihnen anschliessend auch eine berufliche Lehre zu bieten. 

Die nächsten Jahrzehnte erlebt das Institut eine wechselvolle Geschichte. Prägende Faktoren sind dabei das Geld, die Nachfrage nach Plätzen, die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit und damit einhergehend die finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand und das Entstehen von Selbsthilfeorganisationen. Dies führt dazu, dass der Schulbetrieb öfters den Standort wechselt. 

1877

Umzug des Schulbetriebs ins Rabbenthalgut. 

1890

Umzug des Schulbetriebs ins Schloss Köniz. 

1920

Umzug des Schulbetriebs ins ehemalige Hotel Faulenseebad. 

(Fotos: um 1900 nachkoloriert und Archiv Blindenschule Zollikofen)

1961

Kurz vor dem Umzug an den heutigen Standort in Zollikofen wird die Invalidenrente eingeführt. Oblag bisher die Fürsorge blinder Menschen zur Hauptsache privaten Initiativen, fliessen nun öffentliche Mittel in die Ausbildung und Fürsorge blinder und sehbeeinträchtigter Kinder und Jugendlicher. Damit wird die Grundlage für eine kontinuierliche Arbeit mit Menschen mit einer Beeinträchtigung geschaffen. 

Ab 1962 heisst die Schule Schulheim für Blinde und Sehschwache Zollikofen.

1962

Als 1940/41 die Blinden- und Taubstummenanstalt Zürich mit der Blindenschule in Spiez zusammengelegt wird, wird auch entschieden, dass nun die Sammlung des Schweizerischen Blindenmuseums von Zürich nach Spiez verlegt werden soll. Doch mit dem Umzug der Blindenschule nach Zollikofen, reist nun auch die Sammlung in die Berner Vorortgemeinde. 

1971

Mit dem Umzug der Blindenschule und den damit verbundenen konzeptionellen Neuerungen kann ein wichtiges Ziel in der Entwicklung des bernischen Blindenwesens erreicht werden: Die Blindenschule Zollikofen spezialisiert sich für die Schulung und Erziehung der blinden und sehbeeinträchtigten Kinder und Jugendlichen bis zum Abschluss der ersten beruflichen Ausbildung. Sie schafft damit einen Schwerpunkt der Bildung blinder Menschen in der Schweiz. 

Eines der neuen Konzepte, die dank finanzieller Sicherheit zum Durchbruch kommen, ist der Unterricht in Orientierung und Mobilität, der 1971 eingeführt wird. Weitere Informationen 

(Fotos: Dagmar Wurzbacher/Daniel Winkler)

1984

Gegen Ende der siebziger Jahre sind die Zahlen der Schülerinnen und Schüler an der Blindenschule rückäufig. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen jedoch, die nebst einer Sehbeeinträchtigung zusätzlich mehrere andere Beeinträchtigungen aufweisen, steigt. Mit der Eröffnung der Abteilung für seh- und mehrfachbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche im Jahre 1984 wird dieser Entwicklung Rechnung getragen.

1985

Das Fach Low Vision wird eingeführt. Weitere Informationen

1987

Lebenspraktische Fähigkeiten als neues Fach fördert die Selbständigkeit im Alltag. Weitere Informationen

1990

Der Bereich Heilpädagogische Früherziehung erlaubt die frühe Erfassung und Förderung. Weitere Informationen

2000

Eröffnung der Jugendwohngruppe für Studierende und Berufslernende in der ersten beruflichen Ausbildung. Weitere Informationen

2009

Ein Erweiterungsbau des Schulhauses wird eröffnet. 

(Foto: Max Strässle)

2012

Die Ausstellung «anders sehen» wird im Blindenmuseum eröffnet. Sie basiert auf der Sammlung von Dr. h.c. Theodor Staub.

2015

Einweihung des barrierefreien Spielplatzes.

(Foto: Max Strässle)

2019

Einweihung neues Wohnhaus am Obstweg.

2021

Weil der alte Pavillon des Blindenmuseums die Bauvorschriften nicht mehr erfüllte, konnte er nur noch bis Ende 2019 betrieben werden. Die architektonische Planung des Ersatzbaus oblag dem Architekten Rolf Mühlethaler Bern. Die Finanzierung des Baus wurde mit einer separaten Spendenkampagne gesichert. Obwohl der Pavillon bereits Ende 2020 fertiggestellt war, wurde er im Juni 2021 aufgrund der Corona-Pandemie verspätet eingeweiht.