Ab in die Landschulwoche!
Unsere Oberstufenklasse reist ins Berner OberlandErinnern Sie sich noch? An Ihre Landschulwoche? Das erste Mal mit Gleichaltrigen ins Schullager. Ohne Eltern verreisen. Dinge erleben, die fernab vom Schul- und Familienalltag liegen. Landschulwochen bedeuten für Kinder und Jugendliche Durchatmen und Spass unter Schulfreundinnen und Schulfreunden.
Das gilt auch für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen.
Victoria, Kira, Milena, Kholoud und Emma sind Klassenkameradinnen in der Oberstufe der Blindenschule Zollikofen. Auf dem Bild oben von links nach rechts. Sie sind zwischen 10 und 16 Jahre alt. Sie haben mehrfache Beeinträchtigungen. Kira ist die einzige Fussgängerin der Klasse, die anderen haben einen Rollstuhl.
Wenn Victoria Freude hat, schaukelt sie mit ihrem Oberkörper vor und zurück. Kholoud sagt «Ja», indem sie lächelt. Milena trommelt mit ihrer Hand auf den Rollstuhltisch. Emma und Kira zeigen mit Geräuschen, dass sie zufrieden sind. Und sie sind zufrieden, die Mädchen in der Landschulwoche. Auch wenn sie es mit Worten nicht sagen können.
«Man kann es ihren Gesichtern ansehen, dass sie zufrieden sind. Sie lächeln, sie suchen den Augenkontakt», sagen Céline Pfister und Sanja Wüthrich. Sie sind das Lehrerinnen-Kollektiv der Klasse und sie kennen ihre Schülerinnen sehr gut.
Welch eine Freude auf ihren Gesichtern
Ein Zeichen sei auch, dass die Schülerinnen ganz wach sind. «Und das bedeutet, sie sind dabei: Wenn wir uns zum Ausflug bereit machen, wenn wir auf das Schiff rollen, wenn wir mit der Standseilbahn zum Harder Kulm hochfahren oder beim Schlendern durch den Ballenberg.» Dass Kira, Kholoud, Emma, Victoria und Milena sich so gut ausdrücken können, hat auch mit Schule zu tun. Wenn die Schülerinnen nicht gerade in der Landschulwoche sind, steht der normale Unterricht auf dem Programm. In ihrem Stundenplan stehen Fächer wie Deutsch, Mathematik und Natur-Mensch-Gesellschaft.
Sich verständigen und verstanden werden
Ein Fach wie Deutsch bedeutet zu lernen, wie sie kommunizieren können. Zum Beispiel das Verstehen und Verwenden von Lauten, Piktogrammen, Symbolen und elektronischen Hilfsmitteln. Sich verständigen und verstanden werden. Es bedeutet aber auch das Kennenlernen der Buchstaben des eigenen Namens. In der Landschulwoche waren Personen vom Klassenteam dabei sowie zusätzliche Mitarbeiterinnen der Schule und der Wohngruppen, in denen zwei Schülerinnen regelmässig übernachten.
Sie alle sagten sofort zu, als es darum ging, eine Woche mit den Mädchen zu verreisen. Trotz intensivster Tage, die ausser Ausflügen auch dies bedeuten: Die Kinder pflegen, Medikamente verabreichen, gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen und den Abend mit ihnen verbringen. Nur in der Nacht übernahm eine Pflegefachfrau die ständige Betreuung der Kinder. Denn die Mädchen müssen umgelagert werden, Epilepsieanfälle können vorkommen und auch sonstige Zwischenfälle auftreten. Für die Vorbereitung war denn auch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern nötig. Detaillierte Pflegeanweisungen wurden geschrieben, Abendrituale beschrieben.
Tolle Zusammenarbeit mit den Eltern
Eine Landschulwoche oder auch nur ein «Schulreisli» sind in der Blindenschule nicht selbstverständlich. Auf Reisen gehen mit mehrfach beeinträchtigten Kindern setzt sorgfältige Vorbereitung voraus. Medizinische Abklärungen, intensiver Austausch mit den Eltern, Lieblingsspielzeuge der Kinder. Das Team der Landschulwoche ist sich einig: «Das Vertrauen, das uns die Eltern entgegengebracht haben, ist nicht selbstverständlich, umso toller, dass alle Mädchen der Klasse mitkommen durften.»