BZ, Claudio Zeni, 12.09.2009
Mein Weekend
Claudio Zeni
Der 16-Jährige ist seit seiner Geburt vollständig blind. Er lebt zum Teil bei seinen Eltern in Wünnewil und zum Teil in der Blindenschule Zollikofen. Diese lädt heute Samstag zu einem Tag der offenen Tür ein. Anlass sind die abgeschlossenen Bauarbeiten für die Erweiterung und Sanierung der Schule.
«Ich bin blind. Und zufrieden»
Claudio Zeni, welche Hilfen brauchen Sie im Alltag?
Claudio Zeni: Ich benütze einen weissen Langstock. Wichtig ist mir mein Notebook mit Sprachausgabe und Brailleschrift-Umsetzung.
Unterwegs, zum Beispiel am Bahnhof, bitte ich wenn nötig Passanten um Hilfe.
Weisen diese Leute Sie auch mal zurück?
Nur indirekt. Manche reagieren nicht.
Ärgert Sie das?
Ja, aber ich kann es wegstecken.
Blinde sollen ausgezeichnet hören, riechen oder tasten können.
Ich kann dies nicht vergleichen. Aber ich denke schon, dass ich besonders aufmerksam höre, nur schon, um mich im Strassenverkehr zurechtzufinden.
Viele Junge in Ihrem Alter interessieren sich für Mode und Marken. Tragen Sie Nike oder Puma?
Weder noch. Kleider und Schuhe sind für mich nicht wirklich wichtig. Ich achte darauf, dass ich irgendwie normal wirke.
Blinde Schüler haben es besonders schwierig — sie können nicht spicken, abgucken.
Das ist für mich kein Thema. Ich lerne schliesslich für mich und nicht für die Lehrer.
Sind Sie ein Schüler ohne Fehl und Tadel?
Nun, hin und wieder bin ich ungeduldig.
Eilt es auch bei Ihrer beruflichen Zukunft?
Ja, mein Traum wäre es, Radiomoderator zu werden. Ich habe bereits ein eigenes Internetradio.
Schmerzt es Sie, nicht sehen zu können?
Nein, ich bin blind. Und trotzdem zufrieden mit meinem Leben.
INTERVIEW: PETER STEIGER
Einweihungsfest: Blindenschule Zollikofen, Kirchlindachstrasse 49. Samstag, 12. September, 11.30 bis 17 Uhr. Ebenfalls am 12. September eröffnet das neue Blinden- und Behindertenzentrum Bern. Shuttlebus zwischen den beiden Institutionen.
Radio: www.blueworldradio.com