«Die Entwicklung der Kinder mitzuerleben, motiviert mich jeden Tag!» Lea erzählt aus ihrem Arbeitsalltag in der Blindenschule
Die 23-jährige Lea strahlt, als sie von den Sonnenseiten ihres Praktikums berichtet: Wenn ein stark beeinträchtigtes Kind neue Möglichkeiten lernt, sich auszudrücken, bedeutet dies einen grossen Schritt für das Kind und freut Lea von Herzen. «Die Kinder und Jugendlichen kommunizieren bei uns verbal und nonverbal mit Gestik und Mimik, sowie auch mit Hilfe der Unterstützten Kommunikation, das heisst mit Tablet und Piktogrammen. Für mich ist es motivierend zu sehen, wie sie neue Möglichkeiten zur Kommunikation kennenlernen und sich anhand dieser Hilfsmittel noch besser mitteilen können. An den Reaktionen der Kinder und Jugendlichen erkenne ich, dass sie sich freuen, wenn sie von uns verstanden werden und mit uns kommunizieren können.»
Wie kann man sich einen typischen Tagesablauf einer Praktikantin vorstellen? Lea erklärt: «Im Frühdienst wecke ich die Kinder, helfe ihnen beim Zmorge und bei den Vorbereitungen auf die Schule. Auch pflegerische Tätigkeiten übernehme ich, beispielsweise wechsle ich ihre Einlagen («Windeln»). Wenn sie bereit sind, bringe ich sie zur Schule, welche sich gleich im Haus nebenan befindet.» Während die Kinder in der Schule sind, geht Lea einkaufen, deckt den Tisch fürs Mittagessen und hilft ihnen anschliessend beim Essen. Arbeitet Lea im Spätdienst, gestaltet sie beispielsweise am freien Nachmittag die Freizeit der Kinder und Jugendlichen mit oder unterstützt sie bei den Vorbereitungen auf die Nacht.
Was ist für Lea der Nutzen dieses einjährigen Praktikums? «Ich erlebe den Alltag der Kinder und Jugendlichen über einen längeren Zeitraum hinweg und habe so viel über den Umgang mit Kindern mit Beeinträchtigungen gelernt. Beispielsweise gibt es Kinder, welche aufgrund ihrer Einschränkung nicht sprechen können. Ich habe dennoch Wege gefunden, mit ihnen zu kommunizieren, vor allem durch ihre nonverbalen Reaktionen wie Lachen oder ihre Mimik. Ich merke auch immer besser, wenn die Stimmung kippt.» Auch pflegerische Tätigkeiten seien neu für Lea gewesen. So hat sie beispielsweise gelernt, mit der Magensonde umzugehen und Kindern so Nahrung zuzuführen.
Aus Leas Sicht muss eine Praktikantin oder ein Praktikant Verantwortung übernehmen und selbständig arbeiten können – realisieren, wer gerade Hilfe braucht und mitanpacken. Auch Unvorhergesehenes sollte einen nicht aus der Ruhe bringen. Eine grosse Flexibilität ist wichtig, wenn beispielsweise ein Teammitglied unerwartet ausfällt und man einspringen muss – damit die Kinder trotzdem optimal betreut werden. Eine Herausforderung ist für Lea, sich im Alltag abzugrenzen. Als Praktikantin oder Praktikant erlebt man die Kinder in den unterschiedlichsten Situationen und erfährt dabei viel Schönes, aber auch Schwierigeres.
«Durch dieses Praktikum ist für mich meine Gesundheit nicht mehr selbstverständlich und ich empfinde grosse Dankbarkeit, dass es mir so gut geht», sagt Lea. Jedoch heisse eine Beeinträchtigung nicht immer unbedingt eine Einschränkung der Lebensqualität. Sie habe mit den Kindern ihrer Wohngruppe die Erfahrung gemacht, dass diese trotz ihren Einschränkungen lachen und fröhlich sein können. Dass sie zur guten Lebensqualität der Kinder einen Beitrag leisten kann, freut Lea.
Ihr nächster beruflicher Schritt steht im Sommer an: Lea wird die Ausbildung zur Sozialpädagogin in Angriff nehmen. Das Praktikum bei der Blindenschule ist Voraussetzung dafür und hat sie darin bestärkt, dass die Sozialpädagogik für sie der passende Weg ist.
Die Blindenschule bietet regelmässig Praktika in verschiedenen Bereichen für angehende Fachpersonen an. Sind Sie neugierig geworden? Mehr Informationen und offene Stellen finden Sie unter Jobs.